Natürlich weiss sie, was er bestellen wird, sie kennt seine Vorlieben, seine Gepflogenheiten, seine Manieren. Wenn er den Blick in die Karte wirft, den Kopf leicht schräg, die Haare zurückstreichend, dann überfliegt sie die Menüs und Desserts mit seinen Augen, seinem Geschmackssinn, wertet und sortiert mit seinen Essgewohnheiten. Dass ihre Wahl schliesslich ins Leere schiesst, lässt auf eine Laune seinerseits schliessen, einen Ausreisser in der Geschmackswelt, die Bestätigung der Regel, lauter Indikatoren der Spieglungen.

Sie weiss, dass er glaubt, zu wissen, was sie glaubt, über ihn zu wissen, ohne sich dabei selbst vorzumachen, dass sie das, was sie über ihn zu wissen glaubt, auch mit Sicherheit weiss; aber diese Ungewissheit, davon ist sie überzeugt, kann er sich nicht eingestehen, das kratzt an seinem Stolz, der das, was sie sein und nicht sein sollte, in Fertigpackungen steckt, um es darin gären und verrotten zu lassen, bis von ihr, oder von dem, was er aus ihr gemacht hat, nichts mehr übrig bleibt als abgelaufene Wissensware, die zum Kompost zu führen er zu faul ist und sich weigern wird, auch unter den unerbittlichen, ihnen bevorstehenden Gefühlsschlachten, das weiss sie so sicher, wie er weiss, dass er recht hat und recht behalten wird über ihre gemeinsame Geschichte hinaus, die auf Gewissheitsblätter geschrieben wird, von Tag zu Tag. Manchmal blättert sie in diesem Archiv und vernichtet heimlich das eine und andere Blatt, macht kleine Feuerchen damit, lässt in Rauch aufsteigen all die Lügen und Beschuldigungen, all das festgehaltene Unwissen.

Soweit würde sie es nie kommen lassen, niemals, sagt sie sich statt ihm, und wudert sich, dass er es nicht gehört hat, dass er nicht auf dem Laufenden ist, dass er nicht weiss, was mit ihr los ist, dass er durch imaginäre Gärten wandert, während sie das Geschirr macht, die Post öffnet, Rechnungen sortiert, dass er wie ein Schlafwandler durch den Bedeutungswalt ihrer Posen spaziert.

Soweit er sich erinnern kann, gibt es nichts, was er über sie sicher weiss, ausser, dass er weiss, dass sie glaubt zu wissen, was er ist und was er nicht ist, lauter Unwahrheiten, die zu widerlegen er sich täglich bemühte und sie, statt sie damit von ihren Gewissheiten abzubringen, nur immer weiter in ihren Vorurteilen bestätigte. Mit jedem Versuch, gegen die Windmühlen der Wiederholung des immer Gleichen anzukämpfen, malte er sein eigenes Bild an die Wand der Zweisamkeit, an der, das muss er ehrlicherweise zugeben, auch ihr Bild hing, aber dieses, dafür würde er sein ganzes Sein verwetten, ist ein wahres Bild, keine Spiegelung, keine Verzerrung, sie ist es selbst mit ihrem ganzen Sein.

Während sie im Rührei stochert und grübelt, was er damit gemeint haben könnte, ob er in Bildern spricht oder in Klängen, was es mit dem Menschen am Frühstückstisch auf sich haben, und welche Rolle ihre Anwesenheit in dem ganzen Theater spielen könnte oder gar sollte, wird sie den Eindruck nicht los, dass auch diese Sequenz nur eine Wiederholung des immer Gleichen ist, eine Variation vieler vorhergehender Variationen, deren Ursprung viele tausend Jahre zurückreicht, Theorien eines Beziehungsurknalls.

Soweit lässt er es nicht kommen, nein, soweit nicht. Aber das sagt er nur ihr, nicht sich selbst.

Sie weiss, dass er glaubt, zu wissen, was sie glaubt, über ihn zu wissen, ohne sich dabei selbst vorzumachen, dass sie das, was sie über ihn zu wissen glaubt, auch mit Sicherheit weiss; aber diese Ungewissheit, davon ist sie überzeugt, kann er sich nicht eingestehen, das kratzt an seinem Stolz, der das, was sie sein und nicht sein sollte, in Fertigpackungen steckt, um es darin gären und verrotten zu lassen, bis von ihr, oder von dem, was er aus ihr gemacht hat, nichts mehr übrig bleibt als abgelaufene Wissensware, die zum Kompost zu führen er zu faul ist und sich weigern wird, auch unter den unerbittlichen, ihnen bevorstehenden Gefühlsschlachten, das weiss sie so sicher, wie er weiss, dass er recht hat und recht behalten wird über ihre gemeinsame Geschichte hinaus, die auf Gewissheitsblätter geschrieben wird, von Tag zu Tag. Manchmal blättert sie in diesem Archiv und vernichtet heimlich das eine und andere Blatt, macht kleine Feuerchen damit, lässt in Rauch aufsteigen all die Lügen und Beschuldigungen, all das festgehaltene Unwissen.

Was ihn kalt lässt, das bringt sie zur Weissglut. Was ihn umtreibt, das zieht sie in den Dreck. Was er in Angriff nimmt, wehrt sie gekonnt ab. Worüber er sich aufregt mag sie nur lachen. Was ihn berührt, langweilt sie zum Gähnen. Was ihn niederschlägt, stellt  sie auf. Was er abwehrt, fängt sie auf. Was ihn um den Verstand bringt, macht sie hungrig. Was er einfädelt, löst sie auf. Worüber er sich amüsiert, mokiert sie sich. Wohin es ihn verschlägt, setzt sie keinen Fuss. Was ihn zum Lachen bringt, das bringt sie um.

Der Blick durch den Spiegel beim Zähneputzen, das erkennt er am Zucken ihres linken Auges, trifft sie an einem ihrer neuralgischen Gefühlsknoten, die molekulare Kommunikationseinheit ihrer Blickwechsel. Frisch aus der Nachtwäsche gewaschen, wortlos, entschwindet sie mit offner Wunden in den Tag.

In der Wäsche liest sie wie ein Wahrsagerin in Handlinien. Der Zustand der schmutzigen und der gewaschenen Wäsche ist der ökologische Fussabdruck ihrer fortschreitenden Zweisamkeit, durch die Wäsche zieht sich ein gläserner Faden, an dem sie sich aus dem Labyrinth hinaus hangelt. Ein Blick in den Wäschekorb genügt, um sie auf den neuesten Stand der Ereignisse zu bringen und ihr durch die Fluchtlinien ihrer gemeinsamen Konstrukte hindurch zu helfen. Was er dann als Vorwurf auffasst, war als Orientierungshilfe gedacht, als Hinweisschild auf seinem Weg durch den Alltagsdschungel. Aber kaum hat sie das Orakel ausgesprochen, unternimmt er die erstaunlichsten Heroentaten, um es zu widerlegen. Er begreift nicht, dass er gegen Sirenen ankämpft.

Niemals hätte sie gedacht, dass er erraten würde, wovon sie träumte, als er, während sie ihm von sich erzählte, behauptete, zu wissen, was sie von ihm halte. Aber dann, als er sie an sich zog und damit ihre Erzählung unterbrach, hatte sie für einen kurzen Augenblick den Eindruck, als glaube er selbst nicht, was er sagte, sondern gebe seine Behauptung nur als Vorwand aus, um ein unerklärliches Wissen über sie zu kaschieren, etwas, das er gar nicht wissen, sondern nur erahnen konnte, so wie sie von ihm nichts wusste, sondern sich nur vorstellte und ausmalte, Konturen, die sie mit Farben füllte, Umrisse, die sie in die dritte Dimension hochrechnete nach eigenen Gesetzen, nach eigenen Paradigmen.

Er weiss, dass sie glaubt, er glaube zu wissen, was sie sei und was sie nicht sei, und gleichzeitig glaubt er mit Sicherheit zu wissen, was sie über ihn zu wissen glaubt und sich nicht eingesteht, dass sie nicht wissen kann, was er glaubt, so wenig, wie er nicht wissen kann, was er weiss. Aber seinen Glauben, und das weiss er, nimmt er als Wissen über sie, die nichts weiss über ihn, nur glaubt und den Glauben als Wissen nimmt in vollem Wissen darum, dass ihr Wissen auch nur Glaube ist, ein Glaube, der ihm selbst diese Einsicht nicht zugesteht, sondern sie für sich selbst vorbehält und damit gegen ihn auffährt in den Glaubenskrieg, der mit den Waffen des Wissens geführt wird, unerbittlich und ausdauernd, bis vom gegenseitigen Glauben nichts mehr übrig bleibt als ein paar wenige Ahnungstrümmer, kleine Kommunikationsbrocken, Rohmaterialien für zukünftige Gewissheiten.

Als sie aufwacht, schläft er noch, brummt leise vor sich hin, verpasst die schönsten Stunden des Tages, sie hat es ihm schon oft gesagt, aber er will nicht verstehen, akzeptiert nur, ohne weiteres Nachfragen, ohne ihr in ihren Gedanken und Ausführungen zu folgen, für ihn bleiben es Hinrgespinste, Undefinierbares nach seinen Begriffen, etwas, das zwischen ihm und ihr liegt wie der Kadaver eines ungelösten Verbrechens.

Worüber er mit ihr noch nie gesprochen hat, darüber denkt er anders, so als wüsste er, was sie davon hält, hätte er mit ihr darüber gesprochen. Auch wenn er genau weiss, wie sie über bestimmte Dinge denkt und sich einbildet, davon auf alles andere schliessen zu können, einen Restzweifel kann er nicht ausschlagen, weder vor sich selbst, noch vor ihr, auch wenn er mit ihr noch nie darüber gesprochen hat, so wenig wie sie mit ihm über Zweifel gesprochen hat, die sie an diesem und jenem hegt, worüber er sich auslässt, Dinge aus ihrem Alltag, von denen sie auf Unausgesprochenes, Undefiniertes schliesst, als wäre er als Person und was er als solche über bestimmte Dinge denkt, nichts als ein metrisch bestimmbares physikalisches Objekt, ein vermessenes Liebesobjekt, das mit ihm, das weiss er ganz genau, so viel zu tun hat wie ein Stein im Bach der täglichen Gesichtswaschung.

Wenn er sie, während er am Frühstückstisch sitzt und seinen Kaffee schlürft, in Gedanken an der Hand nimmt und fort durch die Stadt führt, durch unbekannte, verheissungsvolle Gassen, dann lässt sie sich mittragen und wie eine elastische Schleife um den Finger wickeln, als wär’s der Wind, ein rauer, eisiger, durch und durch zärtlicher.

Soviel weiss sie: was sie über ihn weiss, weiss sie aus ihrer eigenen Erfahrung, aus ihren eigenen Blicken und Projektionen. Sein Bild, eine Translationsspiegelung ihrer selbst, führt ein Eigenleben, entgleitet ihr hin und wieder, macht sich auf durch die Tür in andere Welten, um als fremder Kavalier zurückzukehren und sie zu entführen. Sie betrügt ihn mit seinen eigenen Bildern.

Niemals hätte sie gedacht, dass er erraten würde, wovon sie träumte, als er, während sie ihm von sich erzählte, behauptete, zu wissen, was sie von ihm halte. Aber dann, als er sie an sich zog und damit ihre Erzählung unterbrach, hatte sie für einen kurzen Augenblick den Eindruck, als glaube er selbst nicht, was er sagte, sondern gebe seine Behauptung nur als Vorwand aus, um ein unerklärliches Wissen über sie zu kaschieren, etwas, das er gar nicht wissen, sondern nur erahnen konnte, so wie sie von ihm nichts wusste, sondern sich nur vorstellte und ausmalte, Konturen, die sie mit Farben füllte, Umrisse, die sie in die dritte Dimension hochrechnete nach eigenen Gesetzen, nach eigenen Paradigmen.

Hin und wieder glaubt er ihre Stimme zu hören, ganz leise, so als würde sie zu ihm sprechen, dabei liegt sie neben ihm in tiefem Schlaf, ruhig atmend, unschuldige Körperzuckungen, vegetatives Nervensystem, Membranen wirrer Träume, umgestülpte Innenwelten, denen er nachstiehlt bis ins Dunkel, bis er sich im Dickicht der Missverständnisse verstrickt. Er leigt neben ihr und atmet ihren Atem.

Welches Spiel sie gerade spielt, interessiert ihn in diesem Augenblick nicht, im Gegenteil, er wollte mehr und länger, Spiel hin oder her, immer weiter rein in den Schlamassel und nur nichts auslassen.

Natürlich weiss sie, was er bestellen wird, sie kennt seine Vorlieben, seine Gepflogenheiten, seine Manieren. Wenn er den Blick in die Karte wirft, den Kopf leicht schräg, die Haare zurückstreichend, dann überfliegt sie die Menüs und Desserts mit seinen Augen, seinem Geschmackssinn, wertet und sortiert mit seinen Essgewohnheiten. Dass ihre Wahl schliesslich ins Leere schiesst, lässt auf eine Laune seinerseits schliessen, einen Ausreisser in der Geschmackswelt, die Bestätigung der Regel, lauter Indikatoren der Spieglungen.

Das siehst du falsch

Wenn er sie fragt, was sie von diesem und jenem denke, dann glaubt sie ihm nicht, dass er sich für ihre Gedanken interessiert. Es ist nur seine Art, sein eigenes Bild von ihr zu überprüfen - und im Fall der Nichtübereinstimmung nicht etwa sein Bild zu korrigieren, ganz im Gegenteil, dann sagt er nur: das siehst du falsch.

Sie weiss, dass er glaubt, zu wissen, was sie glaubt, über ihn zu wissen, ohne sich dabei selbst vorzumachen, dass sie das, was sie über ihn zu wissen glaubt, auch mit Sicherheit weiss; aber diese Ungewissheit, davon ist sie überzeugt, kann er sich nicht eingestehen, das kratzt an seinem Stolz, der das, was sie sein und nicht sein sollte, in Fertigpackungen steckt, um es darin gären und verrotten zu lassen, bis von ihr, oder von dem, was er aus ihr gemacht hat, nichts mehr übrig bleibt als abgelaufene Wissensware, die zum Kompost zu führen er zu faul ist und sich weigern wird, auch unter den unerbittlichen, ihnen bevorstehenden Gefühlsschlachten, das weiss sie so sicher, wie er weiss, dass er recht hat und recht behalten wird über ihre gemeinsame Geschichte hinaus, die auf Gewissheitsblätter geschrieben wird, von Tag zu Tag. Manchmal blättert sie in diesem Archiv und vernichtet heimlich das eine und andere Blatt, macht kleine Feuerchen damit, lässt in Rauch aufsteigen all die Lügen und Beschuldigungen, all das festgehaltene Unwissen.

Manchmal wagt sie einen Blick über den Rand hinaus, kleine Fluchten in fremde Welten ohne ihn. Blicke, die sich im Verhältnis zu ihm absetzen und in der Weite verlieren, bedeutungslos werden, leer. Die Welt ohne ihn.

Lichtbrechungen

Darüber hinaus geniesst er ihren Blick , der auf ihm ruht wie auf einem Edelstein, sich in den Lichtbrechungen verliert und durch die Spiegelungen hindurch multipliziert, um sich aufzufächern in die Spektralfarben ihres Blicks. Er existiert in ihren Farben.

Manchmal wagt sie einen Blick über den Rand hinaus, kleine Fluchten in fremde Welten ohne ihn. Blicke, die sich im Verhältnis zu ihm absetzen und in der Weite verlieren, bedeutungslos werden, leer. Die Welt ohne ihn.

Sie schleicht seinen Gedanken nach wie ein Schlange, dringt zwischen die Synapsen, haucht durch die Poren und lässt ihre Vorahnungen in seinem Gedankengebäude gerinnen, als sei’s das Selbstverständlichste der Welt, einer Welt, welche die seine in sich aufnimmt und einverleibt und verwandelt wieder zurückwirft in fragmentierten Bildern. Ein Reisswolf der Indentitätspapiere. So hat er sie noch nie gesehen.

An jenem Abend schien ihm alles so klar und eindeutig, als hätten sich die Grundvoraussetzungen ihrer Begegnung ganz einfach in den Raum ausmultipliziert, jede Geste, jeder Blick war nichts weiter als die Wiederholung bereits vorhandener Empfindungsstrukturen, bestätigte nur, was er bereits gesehen hatte. Eine flüchtige Berührung reichte, um ihm die Gedanken zu stehlen, um ihn ganz auf das Geschehen zu reduzieren. Er wusste nichts von ihr. Hinterher konnte er sich nicht einmal an ihr Gesicht erinnern.

Wenn sie ihn beim Namen ruft, hört er nicht seinen Namen, nur ihre Stimme, die Tonlage, den ansteigenden oder abfallenden Klang, die kleine Melodie in der Betonung der beiden Vokale, die in seinen Ohren wie ein Bekenntnis klingt, das er nach Lust und Laune entschlüsseln, auslegen und interpretieren darf, ohne sich dabei in die Nesseln zu setzen. Es ist sein Name, seine Identität, er ist gemeint.

Soweit lässt er es nicht kommen, nein, soweit nicht. Aber das sagt er nur ihr, nicht sich selbst.

Mythenspiegelungen

Während sie ihn betrachtet, ihren Blick über ihn gleiten lässt wie Zärtlichkeiten, erinnert sie sich daran, wie er sie angeschaut hatte an jenem Morgen als alles seinen Anfang nahm. Sie hatten sich in Stellung gebracht, diametral aufeinander bezogen in den Sprachraum versetzt, das Gitternetz ihrer täglichen Mythenspiegelungen.

Zwei Tage später roch sie noch sein After Shave an ihrem Schal, den er sich kurz um seinen Hals gelegt hatte, um sie an sich zu ziehen, das Lasso der Abnabelungsumkehrung, aus dessen Schlinge sie ihren Kopf nie mehr ziehen wollte.

Er weiss, dass sie glaubt, er glaube zu wissen, was sie sei und was sie nicht sei, und gleichzeitig glaubt er mit Sicherheit zu wissen, was sie über ihn zu wissen glaubt und sich nicht eingesteht, dass sie nicht wissen kann, was er glaubt, so wenig, wie er nicht wissen kann, was er weiss. Aber seinen Glauben, und das weiss er, nimmt er als Wissen über sie, die nichts weiss über ihn, nur glaubt und den Glauben als Wissen nimmt in vollem Wissen darum, dass ihr Wissen auch nur Glaube ist, ein Glaube, der ihm selbst diese Einsicht nicht zugesteht, sondern sie für sich selbst vorbehält und damit gegen ihn auffährt in den Glaubenskrieg, der mit den Waffen des Wissens geführt wird, unerbittlich und ausdauernd, bis vom gegenseitigen Glauben nichts mehr übrig bleibt als ein paar wenige Ahnungstrümmer, kleine Kommunikationsbrocken, Rohmaterialien für zukünftige Gewissheiten.

Membran

Dann nimmt er ihre Hand, aber nur in Gedanken, stellt sich vor, wie er seinen Arm um ihre Schultern legt, während er das Geschirr abräumt, ihr zuschaut, wie sie eine Orange schält, als enthülle darin verborgene Geheimnisse, als stünde darin ihre gemeinsame Geschichte geschrieben auf hauchdünner Membran. Und dann isst sie diese verheissungsvollen jedoch gänzlich unverständlichen Hieroglyphen in genüsslichen Bissen ohne mit der Wimper zu zucken, bietet ihm sogar einen Schnitz an, streckt ihm die Hand entgegen, fasst ihn an seinem kleinen Finger.

Noel & Leon

Autor
Urs Richle